Ob aus Nervosität, Langeweile oder aus Gewohnheit – Millionen Menschen sind regelrecht abhängig vom Fingernägelkauen. Allerdings ist es nicht gerade ästhetisch, wenn die Fingernägel regelrecht „abgefressen“ sind. Viele schämen sich dafür, doch kommen trotzdem nicht los davon. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie endlich Ihr Laster abschaffen können.
Bitterstoffe gegen das Nägelkauen
Betroffene, die nur von Zeit zu Zeit an die Fingernägel gehen, können sich spezielle Präparate aus der Apotheke besorgen. Diese werden auf die Fingernägel aufgetragen und enthalten Bitterstoffe, deren bitterer Geschmack die Nägelkauer auf ihre Angewohnheit aufmerksam machen. Diese Tinkturen sind unbedenklich und können auch bei kleinen Kindern angewendet werden.
Was, wenn das nicht hilft?
Bei schwereren Fällen kann sich eine solche Tinktur allerdings als wirkungslos erweisen. Nämlich dann, wenn sich die Betroffenen an den Geschmack gewöhnen oder solange weiter kauen, bis die Tinktur vollständig abgetragen ist. In diesen Fällen können gezielte Verhaltensweisen eingesetzt werden. Diese Art der Behandlung nennt sich „Habit Reversal Training“. Dabei werden schlechte Angewohnheiten, wie hier das Fingernägelkauen, durch konkurrierende Verhaltensweisen ersetzt. Ein Beispiel wäre das Kauen eines Kaugummis.
Weitere Behandlungsmöglichkeit
Sollte auch diese Therapie nicht helfen, dann bleibt immer noch eine letzte Hoffnung: die „Entkopplungsmethode“. Diese wurde von einer Arbeitsgruppe um Steffen Moritz und Michael Rufer von der Universität Zürich entwickelt. Bei dieser Methode dürfen die gewohnten Bewegungsmuster teilweise beibehalten werden. Ziel ist es dabei, die Bewegung umzulenken, bevor sie ihr Ziel erreicht. In unserem Fall eben den Mund. Dies soll dabei helfen, die unerwünschte Angewohnheit zu verlernen.
Praktisches Beispiel
Das hört sich nun sehr theoretisch an, weswegen wir es Ihnen anhand eines Beispiels erklären wollen. Der Nagelkauer führt seine Hand zum Mund, bevor er diesen erreicht, lenkt er aber die Bewegung ab, so dass die Finger nicht den Mund berühren, sondern beispielsweise die Ohren oder die Nase. Die Fingernägel berühren zwar nicht die Zähne, aber etwas anderes, wodurch der Drang abgebaut wird, ohne dass ein Fehlverhalten erfolgt ist. In einer Studie wurde die Wirksamkeit dieser Methode bewiesen. Rund die Hälfte der Probanden konnte auf diese Weise ein Fehlverhalten abschwächen.
Wann muss ein Arzt aufgesucht werden?
Viele Menschen tun das Nagelkauen als eine Bagatelle ab. Allerdings kann es durchaus so schlimm werden, dass ein Arzt aufgesucht werden muss. Einmal aus physischen Gründen, weil durch die Verletzungen ab Nagelbett, wenn der Nagel zu weit abgekaut wurde, Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger in den Organismus eindringen können, aber auch aus psychischen Gründen. In einigen Fällen wird das Knabbern so schlimm, dass nur noch ein Psychologe helfen kann.
Bild: © Benjamin Thorn – Fotolia.com
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